The King’s Speech – Die Rede des Königs

Theaterstück von David Seidler

Premiere und Österreichische Erstaufführung 20 September 2012 Kammerspiele

Mit: Michael Dangl (Bertie, Herzog von York), Toni Slama (Lionel Logue, Sprachspezialist), Alexandra Krismer (Elizabeth, Herzogin von York),Therese Lohner  (Myrtle, Lionels australische Frau), Alexander Strobele (Cosmo Lang, Erzbischof von Canterbury), Siegfried Walther (Winston Churchill), Nicolaus Hagg (David, Prince of Wales), Erich Schleyer (King George V.), Oliver Huether (Stanley Baldwin, Premierminister), Eva Mayer (Wallis Simpson)

Regie: Michael Gampe

Der britische Königssohn Bertie hat ein gewaltiges Problem: Er stottert so heftig, dass jeder standesgemäße Auftritt zur totalen Blamage für sich und seine royale Sippe wird. Unzählige gescheiterte Lösungsstrategien hat der arme Mann längst jede Hoffnung aufgegeben, seine Sprachbehinderung jemals überwinden zu können. Seine Frau Elizabeth überredet ihn zu einem letzten Anlauf – und schleppt ihn in die Praxis des schrägen Sprachtherapeuten Lionel Logue. Erst ist Bertie abgeschreckt von Lionels ruppigem Tonfall. Doch schon kurz darauf entwickelt sich eine vorsichtige Freundschaft zwischen den ungleichen Männern und der geplagte Adelsmann erzielt erste Erfolge. Dann überschlagen sich die Ereignisse. George V. stirbt, sein Bruder Edward VIII entzieht sich der Verantwortung als Thronfolger – und plötzlich wird Bertie zum König gekrönt. (Inhaltsangabe des Films bei Filmstarts)

Toni Slama (Lionel Logue, Sprachspezialist), Michael Dangl (Bertie, Herzog von York) – © Erich Reismann

Kritiken

Kurier (Michaela Mottinger): Sprachlos schön – Die Standing Ovations zum Schluss galten zu Recht den Hauptdarstellern: Michael Dangl als stotternder Prinz Bertie und Toni Slama als dessen Sprachtherapeut Lionel Logue. Vor allem Ersterer beeindruckt mit seiner Charakterstudie des späteren britischen Königs George VI., Vater der Queen, dass einem beinah so die Sprache wegbleibt, wie der von ihm dargestellten Figur. … Die Inszenierung von Michael Gampe braucht den Vergleich nicht zu scheuen. Denn Gampe arbeitet aus dem Stoff von Autor David Seidler neue, allerfeinste Nuancen heraus. … Toni Slama legt Lionel Logue als erdigen Australier an, der nie ein Hehl daraus macht, dass er in Bertie den besseren König, den einzig möglichen Widerpart gegen das Dritte Reich sieht. … Das Ensemble glänzt. Die Josefstadt hat zurzeit einen Lauf.

Die Presse (Norbert Mayer): Hilfe, der König stottert! – „The King’s Speech“ wurde von Michael Gampe klug besetzt und auch flott inszeniert. … Michael Dangl macht aus diesem von der Familie Bertie gerufenen zweiten Sohn ein Kabinettstück. Toni Slama als sympathisch-schrulliger Therapeut harmoniert prächtig mit ihm. … Alexandra Krismer wird als willensstarke Herzogin von York (die spätere Queen Mum) am Ende ebenso kräftig bejubelt wie das Männerduo. Therese Lohner hält sich als Logues besorgte, liebende Ehefrau Myrtle klug zurück, während Eva Mayer sich als Wallis Simpson so verrucht austobt, wie man es von der Geliebten Edward VIII. (Nicolaus Hagg) erwartet.

Der Standard (Ronald Pohl): Der Prinz mit der feuchten Aussprache – Auf feine, hintergründige Weise wird Prinzenerziehung betrieben. Michael Dangl und Toni Slama brillieren. … Behutsam entwickelt Regisseur Michael Gampe den Fall einer markanten Persönlichkeitsveränderung. … Man darf es dieser feinen Aufführung durchaus nachsehen, dass die Frauenfiguren vor allem hübsch (Alexander Krismer als Prinzessin Elisabeth), patent (Therese Lohner) oder stumm (Eva Mayer) sind. … Das Licht ging aus in Wien, und ein frenetischer Jubel brach in Beisein des Autors los.

Kleine Zeitung (APA): Theater in der Josefstadt in Bestform – Die Bühnenproduktion braucht jedoch keinen Vergleich zu scheuen. Die gestrige Premiere endete in Standing Ovations. … Michael Dangl […] Eine ganz große Leistung.

OÖNachrichten (Reinhold Reiterer): Unfallfrei sprechen lernen – Bühnenbildner Erich Uiberlacker operiert hauptsächlich mit zwei verstellbaren Seitenwänden und Vorhängen, um zu zeigen, dass Lionel weniger Mediziner, sondern gescheiterter Schauspieler ist. Regisseur Michael Gampe drückt gelegentlich zu sehr auf die Tube und bedient sich bisweilen zu plakativer Verdeutlichungen, doch insgesamt funktioniert die Aufführung tadellos. … Michael Dangl und Toni Slama verleihen ihren Figuren hohe Glaubwürdigkeit und machen den Schritt aus dem Therapeut-Patient-Verhältnis zur Männerfreundschaft höchst plausibel. Siegfried Walther als Winston Churchill und Alexander Strobele als Erzbischof von Canterbury ragen zusätzlich aus dem gediegenen Ensemble heraus.

Wiener Zeitung (Hans Haider): Von der Königskunst – An Michael Gampes Regie kann sich kein Herz entzündet haben. Zerdehntes Vorführen von Figuren aus dem historischen Puppenkoffer, Holzhammerdramaturgie im Wechselspiel von stotterndem britischen Löwen und brüllendem Braunauer, herausgepresste Textpointen und Situationsblüten, sogar mit WC-Spülung. … Im Film hat sich Colin Firth als therapierter Held der Nation den Oscar geholt. In Wien wäre Toni Slama preiswürdig. … Komisch, menschlich, ein bisschen frivol und sentimental. Und trotz vieler Kunstpausen in der Regie gute Unterhaltung.

Links

„The King’s Speech – Die Rede des Königs“ – ist nicht ein Stück, das dem Drehbuch eines Films folgt, sondern in diesem Fall verhält es sich genau umgekehrt: Das Theaterstück war zuerst da! Nur durch Zufall wurde es ein überwältigender Kinoerfolg. Der Film war der Star bei der Oscar-Verleihung 2011 und gewann außerdem zahlreiche Auszeichnungen bei den Golden Globes, den British Academy und den British Indepentent Film Awards.

Bereits in den frühen 1980er Jahren hatte der Autor David Seidler die Geschichte von König George VI und seinem Sprachtherapeuten Lionel Logue recherchiert. Auf Wunsch von Königinmutter Elizabeth, der Witwe von König George VI, stellte er jedoch die Arbeit an dem Stoff zu ihren Lebzeiten ein. Erst drei Jahre nach ihrem Tod, im Jahre 2005, nahm Seidler die Arbeit wieder auf und stellte das Theaterstück fertig. Als der Filmregisseur Tom Hooper darauf aufmerksam wurde, arbeitete Seidler das Stück schließlich zum Drehbuch für den Erfolgsfilm um. (Kammerspiele)

Biografie von David Seidler und Informationen zu King’s Speech bei Wikipedia.

Oscar-Preisträger David Seidler im Gespräch mit der Presse über seine stotternde Kindheit, das rettende Fluchen und sein Stück „The King’s Speech“ in den Kammerspielen: Später wurde er Autor; den Wunsch, über seine Erlebnisse zu schreiben, hatte er früh. „Doch ich hatte nie das Gefühl, dass sich die Öffentlichkeit für meine Geschichte interessieren könnte. Aber ich konnte mir vorstellen, dass man sich für den König interessiert, der unerwartet sein Land im Krieg führen muss und nicht kommunizieren kann.“

OE1 interviewt David Seidler: “ Ich habe es als Drehbuch begonnen. Nach 70 Seiten habe ich es meiner damaligen Frau gezeigt und sie hat auf sehr diplomatische Weise gemeint, es sei zwar sehr hübsch, aber noch ziemlich diffus. Ob ich es nicht als Schreibübung mit einem Theaterstück probieren wollte – denn die Beschränkungen der Bühne zwingen dazu, dich auf die zentralen Dinge zu konzentrieren.“

David Seidler winning Best Original Screenplay for „The King’s Speech“ (YouTube)

Confessions of David Seidler, a 73-year-old Oscars virgin, ein sehr humorvoller Bericht von David Seidler, wie das so ist, wenn sich der Erfolg einstellt und zB ein Smoking angeschafft werden muss. (Los Angeles Times)

Eine sehr ausführliche Inhaltsangabe und viele Informationen rund um den Film bei Wikipedia.

Biografie König George VI bei Wikipedia.

Trailer des Films The King’s Speech (2011) auf YouTube; mit Colin Firth, Geoffrey Rush und Helena Bonham Carter, Regie Tom Hooper (IMDb)

The King’s (Real) Speech – König George VI (YouTube)