Am 11 September 2011 hat im Akademietheater Heinrich von Kleists klassische Komödie „Der zerbrochne Krug“ Premiere. Regie führt der Hausherr Matthias Hartmann, den Richter Adam gibt Michael Maertens. 2011 jährt sich zum zweihundertsten Mal Kleists Todestag.
Matthias Hartmann
Im Standard (Ronald Pohl) erklärt Matthias Hartmann sein Herangehen an dieses Stück: Etwas so Vielzüngiges wie der Zerbrochne Krug ist mir aber kaum jemals begegnet. Ich werde als Regisseur daher anders vorgehen: Ich werde nicht, um meiner spezifischen Intention Raum zu geben, alles andere wegschälen. Um zu behaupten: Es geht nur so!
Und weiter: Die Dorfgemeinschaft ist nur so imstande, Adam wegzukriegen, auf diese subversive Art, in dem Versuch, ihn zur Selbstenttarnung zu treiben. Es geht Adam wie vielen Despoten, die nicht glauben können, dass ihr Niedergang tatsächlich stattfindet. Die Ahnengalerie reicht von Nero über Hitler bis Gaddafi.
Auch in einem Interview im Kurier (Guido Tartarotti) stellt Matthias Hartmann einen Bezug zwischen dem Stück und aktuellen Korruptionsvorwürfen in Österreich her: Es ist eine Form der subversiven Revolution gegen ein korruptes System. Ich finde es sehr interessant, angesichts von Telekom und Eurofighter das Stück so zu lesen.
Über die Zeitlosigkeit des Stückes sagt Matthias Hartmann in der Kleinen Zeitung (Carina Kerschbaumer): Gute klassische Texte behaupten sich deswegen immer neu, weil sie immer wieder neue Antworten geben auf die Zeit, in der man gerade lebt. Deshalb werden sie auch wie gute Spiele wie Schach oder „Mensch ärgere dich nicht“ immer funktionieren.
Michael Maertens
Michael Maertens sieht im Interview mit der Wiener Zeitung (Petra Rathmanner), dass der Dorfrichter Adam eher ein regelrechtes Schwein ist. Maertens: Als Richter hat er im Dorf eine gewisse Machtposition inne, aber schon bei seinem ersten Auftritt wird klar, was für ein korrupter Mensch er ist, wie schludrig er mit seinem Amt umgeht. Schließlich geht es hier auch um eine Form des sexuellen Übergriffs: Er benützt seine Position, um ein junges Mädchen zu erpressen und zu nötigen. Parallelen zu den Fällen Strauss-Kahn und Kachelmann drängen sich förmlich auf.
Links
Inhalt und ausführliche Besprechung von „Der zerbrochne Krug“ bei Wikipedia
Kurzbiographie, Werke, im Projekt Gutenberg vorhandene Werke
Pingback: Prinz Friedrich von Homburg | Theater und Kritiken