Der böse Geist Lumpazivagabundus

Theaterstück von Johann Nestroy

Premiere 15 September 2011 im Theater in der Joefstadt

Mit: Alexander Waechter (Stellaris, Feenkönig), Lotte Ledl (Fortuna, Beherrscherin des Glücks, eine mächtige Fee), Maria Urban (Brillantine, ihre Tochter), Marianne Nentwich (Amorosa, eine mächtige Fee, Beschützerin der wahren Liebe), Gideon Singer (Mystifax, ein alter Zauberer), Bernd Ander (Hilaris, sein Sohn), Marianne Chappuis (Fludribus, Sohn eines Magiers), Erni Mangold (Lumpazivagabundus, ein böser Geist), Rafael Schuchter (Leim, ein Tischlergeselle), Florian Teichtmeister (Zwirn, ein Schneidergeselle), Martin Zauner (Knieriem. ein Schustergeselle), Susanna Wiegand (Sepherl, Kellnerin), Therese Lohner (Hannerl, Kellnerin), Toni Slama (Hobelmann, Tischlermeister in Wien), Daniela Golpashin (Peppi, seine Tochter)

Regie: Georg Schmiedleitner

Das Werk ist eine Zauberposse mit Gesang in drei Akten, die das Leben von drei Handwerksgesellen beschreibt, denen durch eine Machtprobe zwischen Fortuna und der Liebesfee Amorosa das große Los beschert wird. Zwei der drei Burschen treten zuerst das Glück mit den Füßen und werfen es hinterher beim Fenster raus, doch da letztlich die wahre Liebe siegt, kann der böse, verführerische „Unglücksgeist“, der die Knaben befallen hat, gebannt werden und Amorosa triumphiert. (mehr über den Inhalt bei Wikipedia).

Erni Mangold (Lumpazivagabundus), Florian Teichtmeister (Zwirn), Martin Zauner (Knieriem) - (c) Astrid Knie

Kritiken

Der Standard (Margarete Affenzeller): Wer das Geld anbetet, verliert sein Leben – Nach einem von Feenhand initiierten Lottogewinn haben der depressive Knieriem (Martin Zauner) und der exaltierte Zwirn (Florian Teichtmeister) nur geprasst und geprahlt, und Leim (Rafael Schuchter) hat sich zum strebsamen Saubermann gemausert, der den anderen scheinbar selbstlos auf die rechte Bahn helfen will. Dabei trägt er die gelackte Montur eines modernen Kapitalisten. Und in dieser feinen Nuancierung entpuppt sich das schön und sachte in Szene gesetzte Trugbild: das vorgeblich korrekte Bürgerleben als die eigentliche Lüge. … Vor allem aber hilft der Ambient-Sound der erstmals an der Josefstadt verpflichteten Sofa Surfers dem im Fifties-Stil ausgestatten und vom leichten Staub der grellen Trash-Mode gezeichneten Abend immer wieder auf die Beine.

Kurier (Guido Tartarotti): Nestroys „Lumpazivagabundus“ in derJosefstadt, versuchsweise realistisch gedeutet: Interessant und ein bisschen fad. … Regisseur Georg Schmiedleitner zeigt das Stück fast ohne Zauber, ohne Possen und ganz ohne Gesang. Viel bleibt da leider nicht übrig. Aber das, was übrig bleibt, ist interessant. … Jubel, aber auch Angst- und Duldungsstarre im Publikum.

Wiener Zeitung (Bernhard Baumgartner): Hier rockt das Lotterleben – Die Josefstadt bringt einen neuen, fast kantigen Nestroy auf die Traditionsbühne. … Eine kahle Erni Mangold als Lumpazivagabunds zieht dabei das Publikum von Beginn weg in ihren Bann. Die 74-Jährige spielt den grantig-siegessicheren Geist mit unglaublichem Esprit und Präsenz, die die jungen Kollegen kaum aufkommen lassen. … Es ist auch kein sehr gefälliger Lumpazivagabundus, der dem überraschten Publikum hier vorgesetzt wird. … Die Couplets besorgen etwa die Sofa Surfers live, hier wird „Die Welt steht auf kan Fall mehr lang“ zur anklagenden Rock-Hymne.

Die Presse (Norbert Mayer): Lumpazivagabundus: Nestroys Kinderwagen-Tragödie – Georg Schmiedleitner verschlankt in seiner Inszenierung Nestroys zynische Komödie und traut sich Sarkasmus zu. Erni Mangold gibt dem Feenreich starken Charakter. … Erni Mangold mit Glatze spielt diesen Ungeist, der aus braven Handwerkern und blasierten Feen Hasardeure und Prasser macht, begeisternd. … Hier wird richtig schwarzer Nestroy gespielt, da darf man Fratzen machen und bittere Miene zum Endspiel. Es geht um die Krise, um Glücksritter, um die Verdorbenheit der Welt im explosiven Vormärz. Der Stoff ist immer noch aktuell.

OÖNachrichten (Reinhold Reiterer): Ein echter Nestroy, aber unwienerisch. … Schuchter, Teichtmeister und Zauner erweisen sich als starkes Darstellertrio, Mangolds Lumpazi ist zum Niederknien, und Toni Slama spielt den Tischlermeister Hobelmann, als wäre er ein ISO-zertifizierter Nestroydarsteller. … So schaut ein echter Nestroy aus, auch wenn ihn Schmiedleitner ganz „unwienerisch“ in Szene gesetzt hat. Das Publikum spendete teils böse Blicke, aber auch Bravos.

oe24 (E Hirschmann): Erni Mangold: Mit 84 noch eine Sexbombe – Und viel besser als in Georg Schmiedleitners reduzierter, die üblichen Wiener Biedermeier-Zuckerguss-Unarten vermeidender Inszenierung auf einer schwarzen, mit wenigen Requisiten ausgestatteten Bühne kann man sich den frühen Wurf des witzigen, bissigen Vormärz-Dichters kaum vorstellen.

Links

Gespräch mit den Sofa Surfers über die Bühnenmusik auf OE1

Interview mit Erni Mangold und Daniela Golpashin in Die Presse – Schaufenster

Inhalt, Interpretation und Analyse bei Wikipedia

Textbuch bei www.nestroy.at und Projekt Gutenberg

Biographie bei Wikipedia und Internationales Nestroy Zentrum Schwechat und Austria Lexikon

Internationales Nestroy Zentrum Schwechat

Johann Nestroy Ring

Nestroy Theater Preis (sowie bei Wikipedia)

Attila Hörbiger – Kometenlied