Theaterstück von Igor Bauersima frei nach Arthur Schnitzler
Uraufführung und Premiere 29 September 2011 im Theater in der Josefstadt
Mit: Alexander Pschill (Ferenc), Hilde Dalik (Alva, Warnerin), Michael Dangl (Bernard – Pianist), Eva Mayer (Marianne, Betrunkene), Nina Fog (Domino, Therese), Alexander Strobele (Gretsch), Antonia Jung, Isabella Campestrini, (Leonarda Lerch) (Alice), Siegfried Walther (Amolik Pintel, Dr. Schneider, Opfer, Alter, Dr. Adler), Matthias Franz Stein (Dr. Friedrich Roediger, Beamter, Portier), Oliver Huether (Cuza, Beamter, Taxifahrer, Betrunkener) ua
Regie: Igor Bauersima
Ein glückliches, wohlsituiertes Paar gerät in den Sog von Kräften, die seine heile Welt zu zerstören drohen. Die beiden versuchen sich vor dem anderen zu erklären. Aber umso schneller nur werden sie in die Arme einer neuen Welt getrieben, in der das Individuum hinter einer Maske verschwindet und in der beengende Moralvorstellungen nicht existieren. Der junge Arzt lässt sich nach einer Krankenvisite, bei der er sich der hysterischen Verliebtheit der Tochter eines verstorbenen Patienten erwehren musste, scheinbar ziellos durch die nächtliche Stadt treiben. Er folgt einer Prostituierten ins Haus, beschränkt sich dann aber nur auf ein Gespräch mit ihr. Er begegnet einem alten Studienkollegen, der als Pianist an „geheimen Abenden“ arbeitet. Er folgt ihm zu einem abgelegenen Landhaus und taucht in eine ihm bis dahin unbekannte Welt der Enthemmung ein. Als er dort eine Frau sieht, die ihr Gesicht hinter einer Larve verbirgt, aber ihren wunderbaren Körper unverhüllt zeigt, ist er bereit, sich ihr hinzugeben. (Inhalt Theater in der Josefstadt)

Matthias Franz Stein, Eva Mayer, Alexander Pschill (Ferenc), Hilde Dalik (Alva), Siegfried Walther, Oliver Huether - (c) Sepp Gallauer
Kritiken
OE1 (Gernot Zimmermann): Ein gescheiterter Versuch – Igor Bauersima macht es sich dagegen leicht: Er baut eine Rahmenhandlung, verdoppelt den Mann, der von Alexander Pschill und Michael Dangl dargestellt wird, ein paar Filmprojektionen suggerieren, das wir im Wien von heute sind, Handy und Gegensprechanlage tun das Ihrige zu der falsch verstandenen Aktualisierung.
Wiener Zeitung (Bernhard Baumgartner): Igor Bauersima verpasst Schnitzlers Traumnovelle eine bedingt gelungene Revision – Es ist sicher schwierig, einen schon damals außergewöhnlichen Text wie die Traumnovelle noch einmal nachzuschärfen. Dennoch versucht es Bauersima, was nicht immer gelingt. … Dass der Funke in diesem Setting nur bedingt überspringt, liegt nicht an den Darstellern: Pschill und Dalik, die das zentrale Paar geben, spielen überzeugend und mit Einsatz.
Die Presse (Barbara Petsch): Soft-„Psycho“ mit Schnitzler – Igor Bauersima schreibt die „Traumnovelle“ neu: ein ambivalentes Erlebnis, teils überraschend, teils missglückt. Die Produktion ist kein großer Wurf, aber sie hat einige gute, ja ausgezeichnete Passagen. … In zwei Punkten aber ist die Aufführung attraktiv: Sie bietet eine moderne, aktuelle Version des Stoffes – und sie schärft die weiblichen Perspektiven. … Die Schauspieler sind gut, aber nicht sensationell geführt. Mehr Temperament wäre ein Vorteil gewesen.
Der Standard (Ronald Pohl): Diagnose: Galoppierender Liebesschwund – Mit einer versponnenen, äußerst reizvollen Deutung von Schnitzlers „Traumnovelle“ gelingt Regisseur Igor Bauersima eine Meditation über verlorene Begierden. … Bauersima hat Schnitzlers Text tatsächlich „heutig“ gemacht, und sein Befund ist wenig erheiternd. Die Diagnose lautet: rapider Liebes- und Begehrensschwund.
Kurier (Guido Tartarotti): Schnitzler im Dämmerzustand – Für die Josefstadt hat Igor Bauersima Schnitzlers „Traumnovelle“ für die Bühne umgeschrieben. Die Frage ist: Warum? … [Die Inszenierung] ist eher ein wenig tranig, schleppend, zäh, all das, was dem Regisseur offenbar zum Thema „Traum“ eingefallen ist. … Alexander Pschill als Mediziner Ferenc im erotischen Abenteuerurlaub bemüht sich nach Kräften, bleibt aber farbenarm und eintönig. Auch Hilde Dalik als seine sexuell unterforderte Frau gibt alles, klingt aber teilweise nahezu ratlos. … Ergebnis: Das ist kein wirklich schlechter Abend – dazu sind alle Beteiligten (vor allem Schnitzler) zu gut. Nur ein recht fader.
oe24: Auf den Spuren von Tom Cruise – Alexander Pschill als junger Arzt, der zu einem mörderischen Upper-Class-Ball eingeladen wird, hatte lebhafte Momente. Hilde Dalik als seine Ehefrau blieb dagegen blass. Dem Regisseur ist unter geschicktem Einsatz sparsamer Mittel (Filmprojektionen etc.) ein streckenweise spannender Theater-Albtraum geglückt – Applaus, einige Bravos.
Salzburger Nachrichten (Julia Danielczyk): Etwas für Männerfantasien – Die Aufführung regt gewiss die Fantasie (der Herren) an, ästhetisch gelingt ihm das Spiel damit allerdings kaum. Auf der Bühne wird die Symbolkraft von Schnitzlers Novelle stumpf.
Links
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Text bei Wikipedia
Biografie und Texte von Arthur Schnitzler bei Projekt Gutenberg
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Arthur Schnitzler Gesellschaft
Trailer zu dieser Aufführung im Theater in der Josefstadt
Trailer “Eyes Wide Shut” von Stanley Kubrick, mit Nicole Kidman und Tom Cruise