Immer noch Sturm

Theaterstück von Peter Handke

Premiere 3 Oktober 2011 im Burgtheater
Uraufführung 12 August 2011 bei den Salzburger Festspielen in einer Koproduktion mit dem Thalia Theater Hamburg

Mit: Bibiana Beglau, Jens Harzer, Matthias Leja, Matthias Loibner, Sandy Lopicic, Hans Löw, Heiko Raulin, Gabriela Maria Schmeide, Oda Thormeyer, Tilo Werner

Regie: Dimiter Gotscheff

In seinem Traumspiel erinnert Peter Handke an den Kärntner Widerstand und die Geschichte seiner slowenischen Vorfahren. Ein Erzähler steht auf der Heidesteppe des heimatlichen Jaunfelds und berichtet von der Geschichte seines „Volkes“ und seiner Familie – beginnend in der Zeit des Zweiten Weltkrieges und des Partisanenkampfes, der die Familie trennt und die Brüder seiner Mutter das Leben kostet. Erinnernd ruft er seine Vorfahren herbei und beschreibt dieses Szenario wie ein altes Schwarz-Weiß-Foto, in das er sich selbst hineinretuschiert und das nach und nach zum Leben erwacht. Erlebtes, Erinnertes und Fiktives vermischen sich. (Inhalt Burgtheater)

Oda Thormeyer (Meine Mutter), Jens Harzer (Ich), Sandy Lopicic (Musiker), Matthias Leja (Mein Großvater), Hans Löw (Valentin), Gabriela Maria Schmeide (Meine Großmutter), Matthias Loibner (Musiker) - (c) Ruth Walz - Salzburger Festspiele

Kritiken

Die Presse (Barbara Petsch): Handke: Das Glück des Eigensinns – Nach Salzburg und Hamburg hatte „Immer noch Sturm“ in Wien Premiere: Ein erstklassiges Ensemble träumt und tanzt im sanften Blätter-Wirbel. Es gilt als Handkes persönlichstes Stück. … Dimiter Gotscheff scheut nicht Emotion, Sentimentalität, und das ist nicht das einzige Gute, was er dieser Inszenierung gab, die durch eine glasklar durchkomponierte sprachliche Gestaltung besticht … Mit Jens Harzer als „Ich“ betritt das bisher beste Handke-Alter-Ego die Szene.

Kleine Zeitung (Reinhold Reiterer): Kärntner Sprachfärbung – Großer Jubel für Handkes „Immer noch Sturm“ am Burgtheater. … Handkes Erkundung seiner Familiengeschichte legt historisch Verdrängtes bloß. Gotscheffs Inszenierung rückt das Wort, die Sprache ins Zentrum seiner Inszenierung. Großer Jubel für das Darstellerteam rund um Jens Harzer und Oda Thormeyer sowie die Musiker Sandy Lopicic und Matthias Loibner.

Kurier (Michaela Mottinger): Große Kunst: „Immer noch Sturm“ – Ein Hochamt für Handke gab es im Burgtheater zu sehen. Ein vibrierendes Traum- und Traumaspiel. … Montagabend war im Burgtheater einer Beglückung beizuwohnen. … Denn mit der Erschlankung [des Stückes] kam die Dynamik. … Die Schauspieler [..] agieren großartiger als zuletzt. Sie sind jetzt eins mit dem Text.

Links

Daten, Bilder, Kritiken und Hintergrund der Uraufführung bei den Salzburger Festspielen am 12 August 2011.

Am 14 November 2011 erhält Peter Handke für „Immer noch Sturm“ den Nestroy-Autorenpreis verliehen.

Über das Stück und die nicht zustandegekommene Zusammenarbeit mit Claus Peymann berichtet OE1. „Eine universelle und gleichzeitig eine Kärntner Geschichte“ wollte er schreiben, sagt Peter Handke. …  In seinem Stück sei es ihm um die großen Fragen gegangen: „Was ist Krieg? Was ist Familie? Was ist Landschaft? Und was ist – vor allem – Sprache?“

Die Wiener Zeitung blickt auf das „traumhaft anmutende“ Stück und Peter Handke. Dem Autor gehe es dabei nicht um private Heldenmythen, sondern um das – vom Autor äußerst gekonnt bewerkstelligte – Ineinanderfließen von Privatem und Politischen.

Mit Bezug auf „König Lear“ von Shakespeare, woher das Zitat „Immer noch Sturm“ stammt, rezensiert die FAZ (Hubert Spiegel) das bei Suhrkamp erschienene Textbuch. … Ein poetisches Spiel und ein mal leichthändiges, mal schwerblütiges Alterswerk, in dem sich der Dichter als altes Kind seiner jung gebliebenen toten Vorfahren imaginiert: King Lear, der letzte seiner Sippe, als ewiger Sohn und Enkel.

Einen Überblick über weitere Rezensionen ua in der Frankfurter Rundschau und der Zeit bietet perlentaucher.de. Eine ausführliche Rezension findet sich bei Glanz & Elend.

Die Welt führt ein Gespräch mit Peter Handke über die Familie und sein neues Stück „Immer noch Sturm“.