Eine Mittsommernachts-Sex-Komödie

Komödie von Woody Allen

Premiere 31 Dezember 2011 im Burgtheater

Mit: Michael Maertens (Andrew), Dorothee Hartinger (Adrian), Roland Koch (Maxwell), Liliane Amuat (Dulcy), Martin Schwab (Leopold), Sunnyi Melles (Ariel)

Regie: Matthias Hartmann

Drei Paare verbringen ein Wochenende auf dem Lande: Andrew, ein Anlageberater und Hobbyerfinder, und seine Frau Adrian erwarten Leopold, einen Schubert-Lieder singenden Philosophieprofessor, und dessen Verlobte Ariel sowie den Arzt und Frauenheld Maxwell, der sich für dieses Wochenende die unkomplizierte, sexbejahende Krankenschwester Dulcy angelacht hat. Andrew und Adrian haben Probleme im Bett, außerdem hat Andrew seiner Frau verschwiegen, dass er Ariel von früher kennt und sich beinahe einmal in sie verliebt hat. Bei einem gemeinsamen Ausflug in den nahegelegenen Wald geraten alle Paar-Beziehungen ins Wanken und die erotischen Anziehungskräfte des Unbekannten verstärken sich. (Inhalt Burgtheater)

Michael Maertens (Andrew), Dorothee Hartinger (Adrian), Roland Koch (Maxwell), Sunnyi Melles (Ariel), Liliane Amuat (Dulcy), Martin Schwab (Leopold) - (c) Reinhard Werner / Burgtheater

Kritiken

Die Presse (Barbara Petsch): Reizende „Mittsommernachts-Sexkomödie“ – Matthias Hartmann inszeniert am Burgtheater ein Stück von Woody Allen, das trotz toller Mimen nicht leicht abhebt. … Dorothee Hartinger gewinnt der undankbaren Rolle der grantigen „Eipeldauerin“ Adrian mit Strohhut und Gartenschere eine schier unglaubliche Menge von Facetten ab … Auch Schwab zieht alle Register vom eitlen Wissenschaftler zum alten „Steiger“ … Sunnyi Melles als Ariel hat wieder ihre hinreißenden Momente, wenn sie zwitschert, trillert und lacht, aber dazwischen steht sie ratlos herum, als würde sie auf ihren Auftritt warten. Roland Kochs Arzt Maxwell könnte mehr Lässigkeit und Witz vertragen. … Die geistreichen Dialoge, die das vertrocknete Gelehrten-Milieu aufs Korn nehmen, die Illusionen der Religion, die Verheerungen, die der Existenzkampf im Seelenleben anrichtet: das alles ist punktgenau beobachtet von Allen, aktuell und punktgenau servieren es auch die Schauspieler. … Und einfach schön ist die Aufführung natürlich auch.

Kurier (Guido Tartarotti): Erotik-Farce im Burgtheater – Es ist der einzige Vorwurf, den man dieser handwerklich ausgezeichneten, heiteren Inszenierung von Burg-Direktor Matthias Hartmann machen kann: Dass sie versucht, die Handlung mit Bedeutung aufzuladen, anstatt einfach in Woody Allens galgenhumoriges Lachen über die Farce namens Leben einzustimmen. … Eine typische Maertens-Figur, wie man sie schon oft gesehen hat und trotzdem immer wieder gern sieht – knapp an der Knallcharge gebaut und dann doch wieder zutiefst berührend. Dorothee Hartinger als Andrews frustrierte Ehefrau geht daneben unter, was schade ist, denn ihre Darstellung ist wunderbar zart. Was Sunnyi Melles in der Rolle des freizügigen Luftwesens Ariel aufführt, würde bei jeder anderen als freche Outrage gewertet, bei ihr sieht man einfach nur verblüfft zu.

Der Standard (Margarete Affenzeller): Ein Zauberwald, der Eheleute das Fliegen lehrt – Matthias Hartmann überlässt das Gefühlschaos in Woody Allens „Mittsommernachts-Sex-Komödie“ gänzlich der Verblödelungskunst. Das Problem: Die Scherze allein tragen nicht. … Der durchaus ernste Kern der Komödie, die Nöte bürgerlicher Zwänge und Moral bzw. die alle Konventionen übersteigenden Sehnsüchte des Individuums, verschwinden alsbald hinter der schauspielerischen Blödelkunst des Starensembles. … Dieser sich vor allem selbst gefallende Abend leidet aber auch an Schlampigkeit, die man selbst einer Silvestervorstellung nicht zumuten sollte. … Diese deutungsfreie, ganz auf Schabernack und Tollerei abzielende Inszenierung ist sich auch für ganz billige Witze nicht zu schade.

Wiener Zeitung (Petra Rathmanner): Giftgrüne Affären – Maertens verkörpert den zerknautschten Schwerenöter, dem stets ein Hemdzipfel aus der Hose lugt, mit Bravour. … An seiner Seite wirkt Dorothee Hartinger als Ehefrau Adrian fast schon zu erdenschwer. … Am Burgtheater tritt Sunnyi Melles auf – und ist das erotische Epizentrum des Abends. … Trotz gewitzter Dialoge, raffinierter Dramaturgie und achtbarer bis herausragender schauspielerischer Leistungen bleibt der Abend in der Regie des Hausherrn unter seinen Möglichkeiten. In der Weitläufigkeit der Burgtheaterbühne verliert das kammerspielartige Treiben deutlich an Intensität.

Kleine Zeitung (Frido Hütter): Sexuelle Schuldenbremse im Wiener Burgtheater – Halbwegs [ein Spaß] deshalb, weil Hartmanns Inszenierung pointenstark wie immer ist, aber auch irgendwie unfertig wirkt. So, als hätten noch ein paar Proben gut getan. Alle Akteure bieten ansprechende Leistungen, erreichen aber (noch) nicht den bekannten Zenit ihrer Fähigkeiten. – Faktum: Hier gibt es noch Potenzial, das in den weiteren Vorstellungen sicher entwickelt wird.

ORF (Sophia Felbermair): Gegen versäumte Gelegenheiten – Melles, die in ihrer Elfenhaftigkeit mit ihrem grandiosen Talent zur komischen Outrage neben den Männern auf der Bühne gleich das Publikum mit einfängt. Ähnliches gilt auch für Maertens, der unverkennbar den Allen gibt, ohne ihn dabei plump zu kopieren. Auch Koch als Don Juan und Schwab als Schubert-Lieder-singender Philosoph schenken sich nichts im Kampf um die Frauen. … Hartmanns Inszenierung ist schnörkellos und klassisch. Er lässt das Stück in der Zeit, in der auch Allen den Stoff angesiedelt hat.

OÖNachrichten (Angelika Prawda): Sex ohne Liebe und Liebe ohne Sex – Sunnyi Melles flirtet als Ariel gekonnt „instinktiv“ sowohl mit den Männern auf der Bühne als auch mit dem Publikum, während die junge Schweizer Schauspielerin Liliane Amuat als offenherzige Dulcy nach „Peter Pan“ ein erfrischend fröhliches Debüt an der „erwachsenen“ Burg abliefert und Dorothee Hartinger aus der undankbaren Rolle der frustrierten Ehefrau das Beste herausholt. So wie schon Woody Allen mit seiner von William Shakespeares „Sommernachtstraum“ und Ingmar Bergmans „Das Lächeln einer Sommernacht“ inspirierten Komödie weder begeisterte noch versagte, so konnte auch Hartmann mit seiner klassischen Inszenierung nicht viel falsch machen.

oe24 (Gunther Baumann): Sex-Sextett erntet viel Lachen – Woody Allens Mittsommernachts-Sex-Komödie gerät am Burgtheater zum erotischen Reigen der freundlich verschrobenen Art. … Michael Maertens als schusseliger Erfinder und Sunnyi Melles als Femme fatale mit Herz sind zum Niederknien komisch.

News (apa/red): Prüder Sex-Abend – So wie der Silvesterabend meist nicht spektakulärer ausfällt als jeder andere Abend des Jahres, blieben auch in der Burg Überraschungen und Wagnisse aus. … Es sind Michael Maertens (Andrew), Roland Koch (Maxwell) und Martin Schwab (Leopold), die als triebgesteuerte Opfer ihrer Begierden die besten Sager und schönsten Slapstick-Momente ergattern. Sunnyi Melles flirtet als Ariel gekonnt „instinktiv“ sowohl mit den Männern auf der Bühne als auch mit dem Publikum, während die junge Schweizer Schauspielerin Liliane Amuat als offenherzige Dulcy nach „Peter Pan“ ein erfrischend fröhliches Debüt an der „erwachsenen“ Burg abliefert und Dorothee Hartinger aus der undankbaren Rolle der frustrierten Ehefrau das Beste herausholt.

Links

Der Standard bringt ein Interview mit Sunnyi Melles. Im Gespräch mit Ronald Pohl übersetzt sie Woody Allens Begriffe von Liebe und Sehnsucht in die Prosa des Alltags: „Ich habe es immer gerne, wenn die Stoffe aus dem Leben sind. Das Leben gehört auf die Bühne – nicht umgekehrt.“

Sunnyi Melles  wird von Woman interviewt, spricht über das Stück, ihre Familie, sich selbst und das Theater: „Es ist eine andauernde Mit-sich-Beschäftigung, was strahlt man aus, was empfängt man. Und das wird in dem Stück auf eine schöne tragisch humorige Art gespielt. Es ist ein dauerndes Flirren an Erotischen Verwirrungen.“

Matthias Hartmann sagt in ‚Gedanken für den Tag‘ auf OE1: „Fast melancholisch wird die ironische Komödie stets dann, wenn sie vom „Traurigsten im Leben“ erzählt – den verpassten Gelegenheiten.“

Burgtheaterdirektor Matthias Hartmann spricht im Kurier über seine Silvester-Inszenierung von Woody Allens „Mittsommernachts-Sexkomödie“, seine Dramatisierung der „Ilias“, das Lachen über das furchtbare Leben, das Leiden im Theater, den Sparzwang und eine mögliche Verlängerung seiner Intendanz: „Es ist wie Woody Allen sagt: Man kann sich entweder darüber ärgern, dass das Leben furchtbar ist. Oder man kann, weil es so furchtbar ist, schon wieder darüber lachen. Und er zählt sich zur zweiten Sorte von Menschen.“

Ein Portrait der jungen Schweizer Schauspielerin Esmée Liliane Amuat, die seit Sommer 2011 für ein Jahr am Burgtheater engagiert ist, findet sich bei OE1. Bereits seit 2009 ist Esmée Liliane Amuat am Wiener Burgtheater zu sehen, 2010 war Esmée Liliane Amuat die Wendla in Wedekinds „Frühlings Erwachen“ in der Regie von Stephanie Mohr im Theater an der Josefstadt. Ein weiteres Portrait bei der NZZ (aus dem Jahr 2008).

Bilder der Aufführung auf der Seite des Burgtheater (auch ein Trailer), im Kurier, beim ORF und bei Heute.

Die Komödie ‚Ein Sommernachtstraum‚ oder ‚Ein Mittsommernachtstraum‘ (engl. A Midsummer Night’s Dream) wurde 1595 oder 1596 von William Shakespeare geschrieben und vor 1600 uraufgeführt.

Das Lächeln einer Sommernacht‚ –

The Official Website of Woody Allen

Verzeichnis der Filme von Woody Allen bei IMDb.

Trailer ‚A Midsummer Night’s Sex Comedy‚ (1982) bei YouTube,
der Film von Woody Allen mit Woody Allen, Mia Farrow, José Ferrer, Julie Hagerty, Tony Roberts, Mary Steenburgen (siehe auch IMDb).