Verklärte Nacht

Theaterstück von Joshua Sobol

Welturaufführung und Premiere 17 Jänner 2012 im stadtTheater walfischgasse

Mit: Mercedes Echerer, Erik Jan Rippmann

Regie: Joshua Sobol

Die Protagonisten in „Verklärte Nacht“ leben ein Leben, gestresst durch ihre Berufe und der virtuellen Realität ihres Alltags. Sie wissen nicht mehr, wie man zwischenmenschliche Beziehungen führt. Computerexperten behaupten, dass es einen Moment geben wird, wo Computer klüger sein werden als Menschen und damit würde eine neue Ära in der Geschichte der Menschheit beginnen. Wie wird sich ein Leben unter vollkommen neuen technologischen Voraussetzungen anfühlen und wie wird sich diese noch unvorstellbare Wirklichkeit auf zwischenmenschliche Beziehungen auswirken?

Der Mann und die Frau in unserem Stück, die sich mit dieser Realität konfrontiert sehen, rebellieren dagegen und wollen sich nicht kampflos diesem Schicksal fügen. (Inhalt stadtTheater walfischgasse)

Mercedes Echerer und Erik Jan Rippmann - © Karl Satzinger

Kritiken

Kurier (Werner Rosenberger): Reise nach Absurdistan – Eine Groteske über Liebe im Internetzeitalter … Auf der Videowand in einem quasi bakterienfreien Wohnzimmer-Ambiente, in dem sich die Screen-Wände auf Zuruf oder Wink verändern, tanzen blaue Augen, schwimmen bunte Fische oder lächeln Buddha-Köpfe aus Stein: Illustration für ein steriles und unpersönliches Leben im Hightech-Tower mit austauschbaren Menschen … Das sich in einer Traumwelt – oder ist’s ein Rollenspiel? – liebende und in der Realität zugleich fremde Paar sind Erik Jan Rippmann und die außerordentlich bühnenpräsente Mercedes Echerer. Er ist fast schon rührend in seiner typisch männlichen Hilf- und Sprachlosigkeit, sie fulminant in ihrem Fühlen und Begehren, in ihrer Fantasie und Sehnsucht.

Die Presse (bp): Kafkaeske Liebe im virtuellen Raum – „Verklärte Nacht“, eine Uraufführung von Joshua Sobol, im Theater Walfischgasse enttäuschte. Die Intelligenz des Dramas ist sein Problem. Das Beste ist ein Sexvideo. … Die Intelligenz des Dramas ist sein Problem, die Predigt des Autors drängt sich teilweise zu stark in den Vordergrund. Von einer leichtfüßigen Comedy ist diese Kreation ebenso weit entfernt wie von satirischer Science Fiction. … Mercedes Echerer spielt überzeugend eine äußerst charmante, exzentrische, liebeshungrige Frau, die über ihren nörgelnden, egozentrischen, untreuen Mann wohl auch im richtigen Leben drüberknattern würde wie ein Feuerwerk. Ihr Partner Erik Jan Rippmann bleibt grau und blass, selbst wenn er die ungeheuerlichsten Bekenntnisse von sich gibt.

Der Standard (poh): Der stumme Cyber-Diener – Die Bühne gehört Josh [der Hauscomputer]: Bevor der effektvoll implodiert, säuft und halluziniert sich das traute hoch-eilige Paar in eine moralische Therapiesitzung hinüber, die vor allem Echerer mit Bravour besteht.

Wiener Zeitung (Lona Chernel): Schöne neue Techno-Welt – In der überwältigenden Ausstattung von Edna Sobol in Zusammenarbeit mit den Videokünstlern Erez Galonska und Osnat Michaeli bewegen sich Mercedes Echerer und Erik Jan Rippmann wie in einer Traumwelt, die längst zum Alptraum geworden ist. Unter der minutiösen Regie des Autors faszinieren sie als verwirrte Geschöpfe in einer vom Fortschrittswahn missbrauchten Welt.

Kleine Zeitung (RR): Grenzkontrollen zwischen Welt und Cyberraum – Kräftiger Premierenjubel für Darsteller und Sobol.

Links

Rund um das Stück berichtet wien.orf; „Beim Theater geht es darum, neue Wege des Ausdrucks, einen unmittelbaren Kontakt zum Publikum und seinem Erleben, zu finden. Wenn man sich mit einem komplizierten Thema auseinandersetzt, stößt eine realistische Darstellung an ihre Grenzen. Dann versuche ich eine Form zu finden, die der Komplexität gerecht werden kann“, so Sobol.

Der Standard interviewt Joshua Sobol. Er spricht darüber, dass der Text des Stückes aus 1997 stammt, über den Begriff des Freundes in Zeiten von Facebook, die Entwicklungen im Nahen Osten und ein neues Projekt über die Dreyfuß-Affäre.

Anita Ammersfeld, Leiterin des stadtTheater walfischgasse und Schauspielerin.

Bericht von ORF 2 auf YouTube