Bon Voyage

Nach einer Idee von André Heller – Ein Abend mit dem Leben und den Liedern Greta Kellers von Rupert Henning

Premiere und Uraufführung 14 September 2012 im Volkstheater

Mit: Andrea Eckert

Regie: Rupert Henning

Drei Frauen. Drei Geschichten. Ein Jahrhundert Leben und Lieder. Auf dem legendären Passagierschiff Normandie verlässt im November 1938 eine elegante Frau mittleren Alters Europa, kurz bevor der Kontinent im Grauen des Zweiten Weltkriegs versinkt. Sie ist Sängerin von Beruf, lebt aus dem Koffer und kennt die ganze Welt. Und die Welt kennt sie. Ihr Name ist Greta Keller. Sie ist eine der gefragtesten Künstlerinnen ihrer Zeit.

In Wien, wo Greta Keller geboren wurde und das sie schon in jungen Jahren verlassen hat, lebt eine andere Frau gleichen Alters, deren Namen außer einer Handvoll Menschen kaum jemand kennt. Sie wird das Viertel, in dem sie aufgewachsen ist, ihr Leben lang nicht verlassen, wird nie das Meer sehen oder die Wolkenkratzer der Neuen Welt. Ihre ganze Sorge gilt ihrer Familie in diesen schweren, unsicheren Zeiten. Manchmal liest sie in der Zeitung von Greta Keller – und irgendwann beginnt sie, alles über die weltgewandte Sängerin zu sammeln und hört sehnsuchtsvoll ihre Lieder auf Schallplatten.Viele Jahrzehnte später findet die Enkelin dieser Frau, eine Schauspielerin, diese sorgsam in einem alten Lederkoffer verwahrte Sammlung von Erinnerungsstücken – und mit einem Mal verknüpfen sich die Lebensgeschichten der drei Menschen zu einer gemeinsamen Erzählung, einer Reise durch bewegte Zeiten und gegensätzliche Wirklichkeiten … (Volkstheater)

Andrea Eckert – © Gabriela Brandenstein

Kritiken

Der Standard (Ronald Pohl): Gipfelsturm einer Keller-Figur – Andrea Eckert triumphiert in „Bon Voyage“ am Wiener Volkstheater … Leider krankt das Auftragswerk „Bon Voyage“ von Autor und Regisseur Rupert Henning, nach einer Idee von Heller, an dramaturgischer Überbelichtung: Die Idee, die zauberhaft mondän und zerbrechlich singende Eckert auch noch eine gestandene Wiener Proletarierin spielen zu lassen, ist des gut Gemeinten deutlich zu viel. Einwände wie dieser tun aber nicht wirklich etwas zur Sache: Eckert beherrscht eine Bühne, die den Tingeltangel-Salon mit einem Hochseeschiff und einem Dachboden-Auslug kreuzt.

Der Standard (Ronald Pohl): Mit Sturkopf und dunkler Stimme – Es war offenbar der Wunsch aller Beteiligten, mit der Hinterlassenschaft Greta Kellers auch gleich ein ganzes Jahrhundert zu besichtigen. Eckert aber unterläuft die notwendig gewordenen Einwände. Sie trägt das arg raschelnde Papier des Dramatikers gefasst, mitunter resigniert vor. … Alle, alle scheinen sie auf in Eckerts Tour d’horizon: die Greco, der Brel und der Brecht. Unter der famos swingenden Assistenz von Imre Lichtenberger-Bozoki und Ensemble hat Eckert alias Greta Keller nach den Sternen gegriffen. Tosender Applaus.

Die Presse (Norbert Mayer): Andrea Eckert ist groß in Fahrt – Andrea Eckert wurde zu drei Zugaben gedrängt. … Treppauf, treppab eilt Eckert in einem kühlen Bühnenbild aus Lack, Neon und Metall (Georg Resetschnig), um eine junge Leserin, eine Verehrerin, vor allem aber einen Star zu spielen. Diese Rahmenhandlung ist sehr didaktisch. … das stört nicht weiter, denn wesentlich ist, wie Eckert eine Sängerin gibt, wie sie singt und dabei alle Register zieht – eine Wucht, selbst in jenen Momenten, in denen sie zu Pathos und Übertreibung neigt. Diese Künstlerin hat eine magische Präsenz … Eckerts Stimme aber ist berückend. Sie schont sie nicht, sie klingt so rostrot, wie man das von Kellers Stimme behauptet hat. Ein Musikerquintett unter der Leitung von Imre Lichtenberger-Bozoki begleitet die Schauspielerin einfühlsam und zugleich lustvoll.

Kurier (Guido Tartarotti): Eckert holt Greta Keller zurück – „Bon Voyage“ ist eine ebenso unterhaltsame wie berührende Verschmelzung von Theaterstück und Liederabend. Ein großes Solo für Andrea Eckert. … Ende gibt es viele Bravos für die famose Eckert, das Leading-Team, die fein swingende Band um  Imre Lichtenberger-Bozoki und sicher auch für Greta Keller. Und natürlich für die vielen, hinreißenden alten Chansons und Schlager.

Wiener Zeitung (Hilde Haider-Pregler): Frauenschicksale zwischen Fiktion und Realität – Der einer Initiative von André Heller zu dankende Greta Keller-Abend im Volkstheater ist sowohl eine Hommage als auch ein maßgeschneidertes Virtuosensolo für Andrea Eckert, die mit atemberaubender Intensität entscheidende Stationen einer zwischen Mythos und Realität oszillierenden Lebensreise lebendig werden lässt. … Dass es Eckert gelingt, im Treppauf und Treppab auf der Bühne (Georg Resetschnig) bruchlos von einer Identität zur anderen zu wechseln, ist bewundernswert. Ob es notwendig ist, ist eine andere Frage. Für die sich restlos verausgabende Eckert wurde der Abend dennoch zum Triumph.

OÖNachrichten (Reinhold Reiterer): Premierenjubel für Andrea Eckert in „Bon Voyage“ – Eckert schlüpft nahtlos von einer Rolle in die andere und singt die Keller-Standards zwischen „Des Glück is a Vogerl“, „Jonny, wenn du Geburtstag hast“, „Wenn die Sonne hinter den Dächern versinkt“ oder „Ev’ry Time We Say Goodbye“ souverän. An ihrer Seite brilliert eine fünfköpfige Combo, geleitet von Imre Lichtenberger-Bozoki.

Links

Interview (Video) mit André Heller im Blog des Volkstheaters, über Greta Keller und über das, was Andrea Eckert und Greta Keller verbindet.

Andrea Eckert erzählt im Gespräch mit der Presse von der berühmten Sängerin Greta Keller, von der eine Uraufführung im Volkstheater handelt: „Sie ist ihren Träumen und sich selber ein Leben lang treu geblieben. Nachdem ihre Karriere gut begonnen hatte, entschied sie sich 1938, das Land zu verlassen, obwohl sie von den Nazis ungemein hofiert wurde. Sie hat das nie an die große Glocke gehängt, und es ehrt sie in jeder Hinsicht.“

Porträt von Andrea Eckert in der NÖN.

Biografie Greta Keller (Wikipedia)

Greta Keller Filmverzeichnis bei IMDb

Trailer des Volkstheaters zu dieser Uraufführung auf YouTube

Greta Keller singt „Kleine Melodie“ von Franz Grothe/ W. Dehmel
Peter Kreuder und seine Solisten – 10.12.1936 (YouTube)

Siehe auch