Der Alpenkönig und der Menschenfeind

Theaterstück von Ferdinand Raimund

Premiere 29 September 2012 im Burgtheater

Mit: Johannes Krisch (Astragalus, der Alpenkönig/Christian Glühwurm, ein Kohlenbrenner), Cornelius Obonya (Herr von Rappelkopf, ein reicher Gutsbesitzer), Regina Fritsch (Sophie, seine Frau/Marthe, Christian Glühwurms Weib), Liliane Amuat (Malchen, seine Tochter aus dritter Ehe/Salchen, Christian Glühwurms Tochter), Peter Miklusz (August Dorn, ein junger Maler/Franzl, Salchens Bräutigam), Stefanie Dvorak (Lischen, Malchens Kammermädchen/Hund in der Köhlerhütte), Johann Adam Oest (Habakuk, Bedienter bei Rappelkopf/Christian Glühwurms Großmutter), Dietmar König (Herr von Silberkern, Sophies Bruder),
Dunja Sowinetz, Dietmar König, Gerhard König, Willfried Kovarnik (Dienerschaft im Hause Rappelkopf)

Regie: Michael Schachermaier

Der reiche Gutsbesitzer Herr von Rappelkopf wähnt sich verraten von der Welt und zieht sich mit seiner Familie und der Dienerschaft auf ein von der Gesellschaft isoliertes Landgut in den Alpen zurück. Rappelkopf wird zum Misanthrop.

Jenen, die ihn lieben, macht er das Leben zur Hölle. Zugleich verhindert dieser Menschenfeind mit allen Mitteln die Liebe, wo sie neu erblüht. Astragalus, der Alpenkönig, die fabelhaft-lustvolle Naturgewalt, will das nicht länger mit ansehen. Er hält Rappelkopf buchstäblich den Spiegel vor und konfrontiert ihn mit dessen wahrem Ich. Die Therapie kann beginnen, das Besserungsstück nimmt seinen magischen Lauf. (mehr zum Inhalt bei Burgtheater)

20120929 Burgtheater Alpenkönig und Menschenfeind

Regina Fritsch (Sophie), Cornelius Obonya (Herr von Rappelkopf) – © Reinhard Werner, Burgtheater

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Prinz Friedrich von Homburg

Drama von Heinrich von Kleist

Premiere 6 September 2012 im Burgtheater
Koproduktion mit den Salzburger Festspielen 2012

Mit: Peter Simonischek (Friedrich Wilheim, Kurfürst von Brandenburg), Andrea Clausen (Die Kurfürstin), Pauline Knof (Prinzessin Natalie von Oranien, seine Nichte), Udo Samel (Feldmarschall Dörfling), August Diehl (Prinz Friedrich Arthur von Homburg), Hans-Michael Rehberg (Obrist Kottwitz), Hans Dieter Knebel (Hennings), Gerhard König (Graf Truchß), Roland Koch (Graf Hohenzollern), Marcus Kiepe (Rittmeister von der Golz), Daniel Jesch (Graf Georg von Sparren), Bernd Birkhahn (Stranz), Branko Samarovski (Siegfried von Mörner), Sven Dolinski (Graf Reuß), Elisabeth Orth (Gräfin Bork)

Regie: Andrea Breth

Der Prinz von Homburg missachtet einen Befehl des Kurfürsten und wird deshalb – obwohl er die brandenburgischen Truppen zum Schlachtsieg geführt hat – zum Tode verurteilt. In Prinz und Kurfürst steht sich der menschliche Dualismus von Vernunft und Trieb, Sittlichkeit und Sinnlichkeit, Herz und Verstand, Gesetz und Gefühl gegenüber. (Burgtheater)

Roland Koch (Graf Hohenzollern), August Diehl (Prinz Friedrich Arthur von Homburg), Peter Simonischek (Friedrich Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg), Udo Samel (Feldmarschall Dörfling), Hans-Michael Rehberg (Obrist Kottwitz), Hans Dieter Knebel (Hennings) – Salzburger Festspiele © Bernd Uhlig

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Endstation Sehnsucht

Theaterstück von Tennessee Williams

Premiere 28 Jänner 2012 im Burgtheater

Mit: Dörte Lyssewski (Blanche), Katharina Lorenz (Stella), Nicholas Ofczarek (Stanley), Dietmar König (Mitch), Petra Morzé (Eunice), Juergen Maurer (Steve), Marcus Kiepe (Pablo), Rudolf Melichar (Ein Arzt), Dunja Sowinetz (Eine Krankenschwester), Daniel Sträßer (Ein junger Kassierer)

Regie: Dieter Giesing

Blanche Dubois muss die Versteigerung des einstmals stolzen Familienbesitzes und die Auflösung ihrer bisherigen Existenz mit ansehen und flüchtet sich zu ihrer Schwester Stella nach New Orleans. Dort gerät die neurotische, dem Alkohol verfallene Southern Belle sofort in Konflikt mit ihrem Schwager, Stanley Kowalski, einem Arbeiter, der die alte Südstaaten-Aristokratie genauso verachtet wie Blanche die Manieren polnischer Einwanderersöhne. Der virile Stanley fürchtet bald um seine Ehe und sein Zuhause, das seit Blanches Ankunft erheblichen Erschütterungen ausgesetzt ist. Mit roher Gewalt macht er sich daran, die Illusionswelt seiner Schwägerin Stück für Stück zu zerstören. (Inhalt Burgtheater)

Nicholas Ofczarek (Stanley), Dörte Lyssewski (Blanche) - (c) Reinhard Werner / Burgtheater

 

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Eine Mittsommernachts-Sex-Komödie

Komödie von Woody Allen

Premiere 31 Dezember 2011 im Burgtheater

Mit: Michael Maertens (Andrew), Dorothee Hartinger (Adrian), Roland Koch (Maxwell), Liliane Amuat (Dulcy), Martin Schwab (Leopold), Sunnyi Melles (Ariel)

Regie: Matthias Hartmann

Drei Paare verbringen ein Wochenende auf dem Lande: Andrew, ein Anlageberater und Hobbyerfinder, und seine Frau Adrian erwarten Leopold, einen Schubert-Lieder singenden Philosophieprofessor, und dessen Verlobte Ariel sowie den Arzt und Frauenheld Maxwell, der sich für dieses Wochenende die unkomplizierte, sexbejahende Krankenschwester Dulcy angelacht hat. Andrew und Adrian haben Probleme im Bett, außerdem hat Andrew seiner Frau verschwiegen, dass er Ariel von früher kennt und sich beinahe einmal in sie verliebt hat. Bei einem gemeinsamen Ausflug in den nahegelegenen Wald geraten alle Paar-Beziehungen ins Wanken und die erotischen Anziehungskräfte des Unbekannten verstärken sich. (Inhalt Burgtheater)

Michael Maertens (Andrew), Dorothee Hartinger (Adrian), Roland Koch (Maxwell), Sunnyi Melles (Ariel), Liliane Amuat (Dulcy), Martin Schwab (Leopold) - (c) Reinhard Werner / Burgtheater

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Romeo und Julia

Theaterstück von William Shakespeare

Premiere 29 Oktober 2011 im Burgtheater

Mit: Daniel Sträßer (Romeo), Yohanna Schwertfeger (Julia), Branko Samarovski (Bruder Lorenzo), Fabian Krüger (Mercutio), André Meyer (Benvolio), Daniel Jesch (Tybalt), Ignaz Kirchner (Capulet), Petra Morzé (Lady Capulet), Gerrit Jansen (Graf Paris), Franz Csencsits (Prinz), Brigitta Furgler (Amme)

Regie: David Bösch

Im Verona des frühen 15. Jahrhunderts leben zwei bis aufs Blut verfeindete Familien: die Montagues und die Capulets. Romeo Montague erscheint maskiert auf einem Ball der Capulets und begegnet dort deren 14-jähriger Tochter Julia. Die beiden verlieben sich auf der Stelle. Doch ein Unstern thront missgünstig über dieser Liebe.

Nach einer heimlichen Hochzeit wird Romeo auf dem Marktplatz von Tybalt, einem Capulet, beleidigt, lässt sich aber nicht auf einen Kampf ein. Stattdessen kämpft sein Freund Mercutio. Als Romeo zwischen die Streitenden tritt, wird Mercutio getötet. Aus Rache ermordet Romeo Tybalt und wird daraufhin verbannt. Vor seiner Flucht aus Verona verbringt er noch eine Nacht mit Julia – die Hochzeitsnacht. Julia ist verzweifelt, weil ihr Vater sie mit dem Grafen Paris vermählen will. Hilfe verspricht sie sich von einem mysteriösen Trunk, der den Trinkenden in einen zweiundvierzigstündigen, todähnlichen Schlaf versetzt. Und das vorbestimmte Unheil nimmt seinen Lauf. (Inhalt Burgtheater)

Yohanna Schwertfeger (Julia), Daniel Sträßer (Romeo) - (c) Georg Soulek / Burgtheater

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Immer noch Sturm

Theaterstück von Peter Handke

Premiere 3 Oktober 2011 im Burgtheater
Uraufführung 12 August 2011 bei den Salzburger Festspielen in einer Koproduktion mit dem Thalia Theater Hamburg

Mit: Bibiana Beglau, Jens Harzer, Matthias Leja, Matthias Loibner, Sandy Lopicic, Hans Löw, Heiko Raulin, Gabriela Maria Schmeide, Oda Thormeyer, Tilo Werner

Regie: Dimiter Gotscheff

In seinem Traumspiel erinnert Peter Handke an den Kärntner Widerstand und die Geschichte seiner slowenischen Vorfahren. Ein Erzähler steht auf der Heidesteppe des heimatlichen Jaunfelds und berichtet von der Geschichte seines „Volkes“ und seiner Familie – beginnend in der Zeit des Zweiten Weltkrieges und des Partisanenkampfes, der die Familie trennt und die Brüder seiner Mutter das Leben kostet. Erinnernd ruft er seine Vorfahren herbei und beschreibt dieses Szenario wie ein altes Schwarz-Weiß-Foto, in das er sich selbst hineinretuschiert und das nach und nach zum Leben erwacht. Erlebtes, Erinnertes und Fiktives vermischen sich. (Inhalt Burgtheater)

Oda Thormeyer (Meine Mutter), Jens Harzer (Ich), Sandy Lopicic (Musiker), Matthias Leja (Mein Großvater), Hans Löw (Valentin), Gabriela Maria Schmeide (Meine Großmutter), Matthias Loibner (Musiker) - (c) Ruth Walz - Salzburger Festspiele

Kritiken

Die Presse (Barbara Petsch): Handke: Das Glück des Eigensinns – Nach Salzburg und Hamburg hatte „Immer noch Sturm“ in Wien Premiere: Ein erstklassiges Ensemble träumt und tanzt im sanften Blätter-Wirbel. Es gilt als Handkes persönlichstes Stück. … Dimiter Gotscheff scheut nicht Emotion, Sentimentalität, und das ist nicht das einzige Gute, was er dieser Inszenierung gab, die durch eine glasklar durchkomponierte sprachliche Gestaltung besticht … Mit Jens Harzer als „Ich“ betritt das bisher beste Handke-Alter-Ego die Szene.

Kleine Zeitung (Reinhold Reiterer): Kärntner Sprachfärbung – Großer Jubel für Handkes „Immer noch Sturm“ am Burgtheater. … Handkes Erkundung seiner Familiengeschichte legt historisch Verdrängtes bloß. Gotscheffs Inszenierung rückt das Wort, die Sprache ins Zentrum seiner Inszenierung. Großer Jubel für das Darstellerteam rund um Jens Harzer und Oda Thormeyer sowie die Musiker Sandy Lopicic und Matthias Loibner.

Kurier (Michaela Mottinger): Große Kunst: „Immer noch Sturm“ – Ein Hochamt für Handke gab es im Burgtheater zu sehen. Ein vibrierendes Traum- und Traumaspiel. … Montagabend war im Burgtheater einer Beglückung beizuwohnen. … Denn mit der Erschlankung [des Stückes] kam die Dynamik. … Die Schauspieler [..] agieren großartiger als zuletzt. Sie sind jetzt eins mit dem Text.

Links

Daten, Bilder, Kritiken und Hintergrund der Uraufführung bei den Salzburger Festspielen am 12 August 2011.

Am 14 November 2011 erhält Peter Handke für „Immer noch Sturm“ den Nestroy-Autorenpreis verliehen.

Über das Stück und die nicht zustandegekommene Zusammenarbeit mit Claus Peymann berichtet OE1. „Eine universelle und gleichzeitig eine Kärntner Geschichte“ wollte er schreiben, sagt Peter Handke. …  In seinem Stück sei es ihm um die großen Fragen gegangen: „Was ist Krieg? Was ist Familie? Was ist Landschaft? Und was ist – vor allem – Sprache?“

Die Wiener Zeitung blickt auf das „traumhaft anmutende“ Stück und Peter Handke. Dem Autor gehe es dabei nicht um private Heldenmythen, sondern um das – vom Autor äußerst gekonnt bewerkstelligte – Ineinanderfließen von Privatem und Politischen.

Mit Bezug auf „König Lear“ von Shakespeare, woher das Zitat „Immer noch Sturm“ stammt, rezensiert die FAZ (Hubert Spiegel) das bei Suhrkamp erschienene Textbuch. … Ein poetisches Spiel und ein mal leichthändiges, mal schwerblütiges Alterswerk, in dem sich der Dichter als altes Kind seiner jung gebliebenen toten Vorfahren imaginiert: King Lear, der letzte seiner Sippe, als ewiger Sohn und Enkel.

Einen Überblick über weitere Rezensionen ua in der Frankfurter Rundschau und der Zeit bietet perlentaucher.de. Eine ausführliche Rezension findet sich bei Glanz & Elend.

Die Welt führt ein Gespräch mit Peter Handke über die Familie und sein neues Stück „Immer noch Sturm“.

 

Das weite Land

Theaterstück von Arthur Schnitzler

Premiere 24 September 2011 im Burgtheater

Mit: Peter Simonischek (Friedrich Hofreiter, Fabrikant), Dörte Lyssewski (Genia, seine Frau), Corinna Kirchhoff (Anna Meinhold-Aigner, Schauspielerin), Lucas Gregorowicz (Otto, ihr Sohn), Michael König (Doktor von Aigner, der geschiedene Gatte der Frau Meinhold), Kirsten Dene (Frau Wahl), Katharina Lorenz (Erna, ihre Tochter), Martin Reinke (Natter, Bankier), Stefanie Dvorak (Adele, seine Frau), Falk Rockstroh (Doktor Franz Mauer) ua

Regie: Alvis Hermanis

Ein Sommernachmittag, starkes Gewitter, lange Schatten fallen. „Das weite Land“ beginnt nach der Beerdigung eines jungen, herausragenden Pianisten namens Korsakow, der angeblich Selbstmord begangen hat. Die Spur führt uns zum Glühlampenfabrikanten Friedrich Hofreiter und seiner Frau Genia.

In ihrer Villa in Baden sorgte Korsakow für anspruchsvolle Unterhaltung für die dort flanierende, großbürgerliche Gesellschaft. Genia und Friedrich ringen um ihre Liebe, doch sind sie längst in einen zerstörerischen Strudel aus Misstrauen und Betrug verwickelt, von dem die Menschen um sie herum magnetisch angezogen scheinen wie von einem freiheitsverheißenden, hocherotischen Spiel. Percy, der gemeinsame Sohn der Hofreiters, wird in England erzogen und ist eine wesentliche Koordinate der Sehnsucht in dieser Tragikomödie. Als ein dramatisches Gerücht Hofreiters Ehre als Mann in Frage stellt, muss abermals ein junges Leben geopfert werden. (Inhalt Burgtheater)

Dörte Lyssewski (Genia), Peter Simonischek (Friedrich Hofreiter) - (c) Georg Soulek

Kritiken

Die Presse (Norbert Mayer): Burgtheater: Wiener Schnitzler mit grauer Soße – Alvis Hermanis macht einen Ego-Trip in „Das weite Land“. Die Regie verspricht „Suspense“ wie im dunkelsten Hollywood, doch produziert werden vier Stunden gnadenloser Langeweile in Schwarz-Weiß.Denn Regisseur Alvis Hermanis hatte diesmal eine Idee, die er leider gnadenlos ausschlachtet: Dieser Schnitzler lebte doch in jener Welt von gestern, der auch europäische Immigranten angehörten, die vor Hitler nach Hollywood flüchteten. Also ist es logisch, dass man auf der Bühne bis aufs Platinblond der Damen nur Grautöne zulässt wie in einem alten Schwarz-Weiß-Film. … Talente wie auch reife Stars des Burgtheaters werden dazu verdammt, bloße Karikaturen zu spielen.Peter Simonischek spielt diesen betrogenen Betrüger, den Fabrikanten Hofreiter […] lustvoll antagonistisch zum Gesamteindruck. So wie Corinna Kirchhoff als Meinhold-Aigner sticht er als Schnitzler-Figur heraus aus dieser verstaubten Hollywood-Imitation

Der Standard (Ronald Pohl): Das Einheitsgrau aus dem Ideensack – Mit heftigen Buhrufen wurde Alvis Hermanis‘ untauglicher Versuch quittiert, aus Arthur Schnitzlers Tragikomödie „Das weite Land“ einen Schwarz-Weiß-Krimi zu machen … Hermanis, der auch die Bühne für dieses betrübliche Schnitzler-Missverständnis eingerichtet hat, ist ein bis zur Verstocktheit aufrechter Künstler. Er steckt Stücke wie Das weite Land ohne Bedenken in seinen nicht eben randvollen Ideensack. … Simonischek ist die unbewegliche Masse Mann im verschmockten Cineastenzirkel. … Größter Applaus gebührt nachträglich Klaus Maria Brandauer. Er verzichtete darauf, für Hermanis den Hofreiter zu spielen.

Salzburger Nachrichten (Julia Danielczyk): Schlampereien des Herzens – Hollywood-Kino, Penisneid und Grautöne: Alvis Hermanis geht bei Schnitzlers „Das weite Land“ im Burgtheater die Luft aus. … Peter Simonischek ist für den ursprünglich vorgesehenen Klaus Maria Brandauer eingesprungen und spielt schnörkellos den Womanizer, in dessen Armen die Damen Befriedigung suchen. … Für die Regie gab es ein heftiges Buh konzert, das Ensemble erntete nicht mehr als mäßig-freundlichen Applaus.

Kleine Zeitung (Frido Hütter): Das schwarz-weiße Land – Kultregisseur Alvis Hermanis zeigt an der Burg mit Arthur Schnitzlers „Das weite Land“, dass dieses großartige Stück enorm viel aushält. … Der exakt konzipierte Soundtrack (Raimund Hornich/Florian Pilz) spielt eine der Hauptrollen. … Diese Genia Hofreiter ist eine Salonlöwin mit Vampreserven, die die Eskapaden ihres Gemahls Friedrich irgendwie bewältigen könnte. … Peter Simonischek gibt den monomanen Erotik-Bonvivant mit fast bedrohlicher Präsenz. … Verdient starker Applaus für die Schauspieler, erwartbar, aber ungerecht, ein paar Buhs für die Regie. – Ein langer, aber auch starker Abend.

OÖNachrichten (Reinhold Reiterer): Alfred Hitchcock lässt grüßen – Alvis Hermanis inszeniert am Wiener Burgtheater Arthur Schnitzler in einem gewöhnungsbedürftigen „film noir“-Setting. … Peter Simonischeks Hofreiter lotet in einem ungeahnten Ausmaß die Verschlagenheit und Hochmütigkeit eines Machtmenschen aus, der sich aber gleichzeitig davor fürchtet, einmal vor einer gähnenden Leere zu stehen. … Die Selbstverliebtheit des Regisseurs in sein Konzept und das unbedingte Festhalten daran erweisen sich letztlich als Manko … Insgesamt eine durchwachsene Inszenierung mit einer verblüffenden Grundidee, die aber in der Gesamtheit nicht gänzlich aufgegangen ist. Das Premierenpublikum applaudierte anfangs eher verhalten. Als das Leading Team Buh-Rufe einstecken musste, folgten „Bravos“ auf dem Fuß.

Wiener Zeitung (Petra Rathmanner): Gestutztes Gärtchen – Aus dem Salondrama versucht Hermanis einen Kriminalfall im Stil des Film noir zu destillieren. … Das Problem dabei: Man wartet knapp vier Stunden lang buchstäblich auf den großen Knall, der hier zwangsläufig ausbleiben muss. … Der für seine Personenführung bekannte Regisseur schwört in seiner jüngsten Arbeit sein 19-köpfiges Ensemble auf gestelzte Posen und künstliches Getue ein. … „Die Seele ist ein weites Land.“ So lautet die wohl bekannteste Textzeile von Arthur Schnitzler Drama. In Alvis Hermanis’ Inszenierung gleicht das Gefühlsleben einem akkurat gestutzten Gärtchen.

ORF (Gerald Heidegger): Hermanis und das Spiel der Projektionen – „Das weite Land“ in einem Patchwork aus „The Maltese Falcon“ und alter Hitchcock-Klassiker sucht vor allem Bildlösungen zu den verborgenen Triebkräften zwischenmenschlicher Beziehungen. … Permanente musikalische Untermalung lässt die Wirkung der Schauspieler am Bühnenrand verpuffen … Hier ist man in eine Schattenwelt abgetaucht, in der ohnedies ganz eigene Gesetze zu gelten scheinen und der Verweis auf gesellschaftliche Verbindlichkeit überflüssig wirkt.

Tiroler Tageszeitung (Bernadette Lietzow): Schnitzler in grauem Cinemascope – Das Burg-Premierenpublikum ist gespalten über Alvis Hermanis‘ Experiment, Arthur Schnitzlers vor 100 Jahren uraufgeführter Tragikomödie „Das weite Land“ mit den Mitteln des Film Noir zu begegnen. … Man kann Hermanis „Das weite Land“ gutheißen oder ablehnen, in jedem Fall ärgert man sich über die überflüssigen Real-Filmzitate aus „Der dritte Mann“ plus den kurzen Gastauftritt von Bacall und Bogart. Trotzdem anschauen!

oe24 (C. Hirschmann): Da sitzt man im falschen Film – Alvis Hermanis inszenierte „Das weite Land“ völlig an Schnitzler vorbei. … Wirklich entziehen kann sich dieser albernen Regie-Künstlichkeit nur der großartige Peter Simonischek als charmanter und gefühlskalter Hofreiter; alle anderen Akteure – auch Dörte Lyssewski (Genia), Corinna Kirchhoff, ja sogar Kirsten Dene – wirken wie Schemen auf Filmplakaten.

Neues Volksblatt (Renate Wagner): Darling, ich bin im Kino! – Immerhin hat Hermanis geschafft, dass man sein „Weites Land“ nicht vergessen wird: Friedrich Hofreiter als Humphrey Bogart, das hat zumindest als Idee einen Teil der Zuschauer interessiert.

FAZ (Gerhard Stadelmaier): Die dunklen Lichtspielliebesgeister – Im Burgtheater macht Alvis Hermanis aus Arthur Schnitzlers „Weitem Land“ einen finsteren Bezirk. … Die Seele, die sowieso keiner hat, ist hier kein weites Land. Sie ist ein krimineller Bezirk. … Der lettische Regisseur Alvis Hermanis, der auf der Bühne gern ein Ausmaler ist, […] macht aus dem Schnitzler ein großes Kino-Gemälde. Und es funktioniert wunderbar.

Die Welt (Ulrich Weinzierl): Karambolage im wüsten Land der Seele – Blondinen, Vamps und Sigmund Freud: Alvis Hermanis inszeniert Schnitzler am Burgtheater als Psychothriller …  Zum Teil funktioniert die radikale Schwarzweiß-Ästhetik sogar vorzüglich. … Das Atout der Inszenierung ist Peter Simonischek, ein grandioser Hofreiter.

Links

Inhalt und Monografie bei Wikipedia

Hinweis: Das weite Land wird auch im Theater in der Josefstadt aufgeführt, am 6 Oktober 2011 eröffnet Martin Kusej seine Intendanz am Münchner Residenztheater mit diesem Stück (Hauptrolle Tobias Moretti) und im Februar 2012 inszeniert Wernder Schneyder Das weite Land am Salzburger Landestheater.

Der Kurier spricht mit Peter Simonischek über diese Aufführung: Einen „Stresstest für Schnitzler“ nennt Simonischek diese ganz andere, erfrischend unösterreichische Herangehensweise ans Theatermonument.

In einem ausführlichen Interview mit oe24 verweist Peter Simonischek, dass der Blick von außen auf ein Schnitzler Stück interessante Resultate bringen kann, etwa Stanley Kubricks „Eyes Wide Shut“.

Die Salzburger Nachrichten bringen ein ausführliches Interview mit Dörte Lyssewski über das Stück und ihre Arbeit allgemein: „Vielleicht gehen die Leute da auch einmal irritiert hinaus. Aber dafür ist Theater da. Wer nur konsumieren will, soll sich den Fernseher anschalten.“

OE1 zitiert Alvis Hermanis: „Wir wollten wirklich eintauchen in das Unterbewusstsein der Figuren. Deshalb haben wir die Ästhetik des Film Noir verwendet. Das ist natürlich auch auf der visuellen Ebene sehr reizvoll – aber darum ging es uns nicht primär – sondern um den speziellen Fokus auf das Unterbewusste. Ich hoffe, bei unserer Version wird klar herauskommen, wie nahe sich Arthur Schnitzler und Sigmund Freud waren.“

ORF.at hat einen Beitrag über Alvis Hermanis und eine Bildergalerie.

An Hand von Lexikoneinträgen wie Ehe, Fels, Herzensschlampereien geht Der Standard auf das Stück ein.

Die Presse berichtet über den Start einer historisch-kritischen Ausgabe der Werke Arthur Schnitzlers. Bis zum 150. Geburtstag Schnitzlers am 15 Mai 2012 sollen mindestens drei Bände erscheinen.

Biografie und Texte von Arthur Schnitzler bei Projekt Gutenberg

Kostenlose Hörbücher bei vorleser.net

Arthur Schnitzler Gesellschaft

Das weite Land – Leuwerik, Sinjen, Fischer – 1970
Regie: Peter Beauvais / Drehbuch: Peter Beauvais nach dem Bühnenstück von Arthur Schnitzler / Kamera: Hannes Staudinger / Produzent: Otto Dürer /
Darsteller: Ruth Leuwerik, O.W. Fischer, Sabine Sinjen, Walter Reyer, Grete Zimmer, André Heller, Michael Heltau / Vienna Filmproduktion Wien, NDF München, ZDF, ORF, Premiere: 29. März 1970

Und bei Amazon ist „Das weite Land“ mit Paula Wessely und Attila Hörbiger als DVD erhältlich.