Drei Frauen. Drei Geschichten. Ein Jahrhundert Leben und Lieder. Auf dem legendären Passagierschiff Normandie verlässt im November 1938 eine elegante Frau mittleren Alters Europa, kurz bevor der Kontinent im Grauen des Zweiten Weltkriegs versinkt. Sie ist Sängerin von Beruf, lebt aus dem Koffer und kennt die ganze Welt. Und die Welt kennt sie. Ihr Name ist Greta Keller. Sie ist eine der gefragtesten Künstlerinnen ihrer Zeit.
In Wien, wo Greta Keller geboren wurde und das sie schon in jungen Jahren verlassen hat, lebt eine andere Frau gleichen Alters, deren Namen außer einer Handvoll Menschen kaum jemand kennt. Sie wird das Viertel, in dem sie aufgewachsen ist, ihr Leben lang nicht verlassen, wird nie das Meer sehen oder die Wolkenkratzer der Neuen Welt. Ihre ganze Sorge gilt ihrer Familie in diesen schweren, unsicheren Zeiten. Manchmal liest sie in der Zeitung von Greta Keller – und irgendwann beginnt sie, alles über die weltgewandte Sängerin zu sammeln und hört sehnsuchtsvoll ihre Lieder auf Schallplatten.Viele Jahrzehnte später findet die Enkelin dieser Frau, eine Schauspielerin, diese sorgsam in einem alten Lederkoffer verwahrte Sammlung von Erinnerungsstücken – und mit einem Mal verknüpfen sich die Lebensgeschichten der drei Menschen zu einer gemeinsamen Erzählung, einer Reise durch bewegte Zeiten und gegensätzliche Wirklichkeiten … (Volkstheater)
Eine Hochzeitsgesellschaft versucht, die gemeinsam erlebte Hochzeitsfeier, welche vor zehn Jahren stattgefunden hat, exakt zu wiederholen – auf dringenden Wunsch der Braut. „Was ist, wenn wir im Tod von unserem Leben träumen?“ sagt diese und erprobt anhand des Versuchs der Wiederholung mit enormer Verve, die Angst im Nacken, einen verblüffenden Gegenentwurf zum Gesetz der Vergänglichkeit von Glück.
Ihre Mitspieler sind unter anderem ein Schriftsteller, der noch nie geschrieben hat, ein unfruchtbarer Arzt, der dennoch neues Leben schenken kann, ein alter Mann aus dem Jenseits und ein junges Mädchen, das beim Vorbeiziehen eines Kometen große Wünsche hat. Doch der Versuch, die Zeit zehn Jahre zurückzudrehen, bringt allerhand aberwitzige Komplikationen mit sich: die ehemals siebenjährige Isabel kann ihr Kleid jetzt nur noch als Top tragen, Wiederholungen von damaligen Ehestreits evozieren weitere, die nicht dem Script entsprechen, und neue Partner sind unzureichend vorbereitet für die Rekonstruktion von nie Erlebtem. (Akademietheater)
Peter Knaack (Nick), Sabine Haupt (Vera), Fabian Krüger (Arthur), Sylvie Rohrer (Elisabeth), Barbara Petritsch (Nane), Martin Reinke (Gregor), Petra Morzé (Dagmar) – (c) Reinhard Werner / Burgtheater
Vier Freundinnen treffen sich einmal pro Woche nachmittags im Stadtpark. Während ihre Kinder spielen, erfinden sie sich eine Welt jenseits der mütterlichen Isolation. Allein der Pfeil in Richtung Eisbude, wo der attraktive Verkäufer Jack erreichbare Fantasien anbietet, deutet darauf hin, dass nicht alle Hoffnung vergebens ist.
An einem Nachmittag bringt ein Tropfen das Fass zum Überlaufen. Vivi, eine junge, bildhübsche Biologin mit strahlender Zukunft, überlässt ihren im Kinderwagen schlafenden Sohn der Obhut ihrer drei Freundinnen. Sie muss kurz zum Zahnarzt. Während ihrer Abwesenheit nutzt eine der Freundinnen die Gelegenheit und durchsucht den Kinderwagen. Dabei findet sie einen Liebesbeweis, der nur von Jack stammen kann …
Als Vivi zurückkommt, ist die Welt eindeutig nicht mehr, was sie gerade noch war. (Inhalt Kammerspiele)
Die Protagonisten in „Verklärte Nacht“ leben ein Leben, gestresst durch ihre Berufe und der virtuellen Realität ihres Alltags. Sie wissen nicht mehr, wie man zwischenmenschliche Beziehungen führt. Computerexperten behaupten, dass es einen Moment geben wird, wo Computer klüger sein werden als Menschen und damit würde eine neue Ära in der Geschichte der Menschheit beginnen. Wie wird sich ein Leben unter vollkommen neuen technologischen Voraussetzungen anfühlen und wie wird sich diese noch unvorstellbare Wirklichkeit auf zwischenmenschliche Beziehungen auswirken?
Der Mann und die Frau in unserem Stück, die sich mit dieser Realität konfrontiert sehen, rebellieren dagegen und wollen sich nicht kampflos diesem Schicksal fügen. (Inhalt stadtTheater walfischgasse)
Liebling, dieses Wort von der Tragödie, das behauptet doch die ganze Zeit, dass es so etwas wie eine Gemeinschaft gäbe. Dass wir uns auf die großen Tragödien der Menschheit einigen könnten. Aber nein, das was hier vor dir steht ist die Tragödie. Und einigen müsste man sich darauf, dass es den Dialog nicht gibt. (Akademietheater)
Stefan Wieland, Catrin Striebeck, Martin Wuttke, Margit Carstensen - (c) Reinhard Werner
Eingebettet in die Epoche der Napoleonischen Kriege zwischen 1806 und 1812, an deren Ende der Sieg Russlands steht, erzählt Tolstoi in diesem Monumentalwerk anhand zweier Familiengeschichten den ungeheuerlichen und sich stetig steigernden Kontrast zwischen der dekadenten Gesellschaft des russischen Hochadels und den existenziellen und desillusionierenden Erfahrungen derselben Menschen im Kriegsirrsinn. Es ist ein Tanz auf dem Vulkan in Lackschuhen – bis dann doch plötzlich die Füße brennen… (Inhalt Kasino am Schwarzenbergplatz)
Yohanna Schwertfeger, Ignaz Kirchner, Rudolf Melichar, Adina Vetter, Sven Dolinski, Oliver Masucci, Stefanie Dvorak, Sabine Haupt, Peter Knaack, Moritz Vierboom, Gundars Āboliņš - (c) Georg Soulek
Todestanz Die Macht der Liebe
Wie es zur Uneinigkeit zwischen Ehegatten kommen kann, ist wohl noch ungeklärt. Sie lieben einander, leiden, wenn sie getrennt sind. Und dennoch: ein Wolkenfetzen taucht auf, alle Vorzüge verwandeln sich in Fehler, und sie stehen einander wie zischende Schlangen gegenüber. Zwei Ehegatten, die einander lieben, können daher bis in alle Ewigkeit fragen, warum sie einander hassen, das heißt, einander fliehen, obwohl es sie zueinander zieht.
Lebenstanz Eine Frau stürzt. Sie fällt aus einer Welt und erwacht in einer Welt, in der die Dinge und die Ereignisse ihre Selbstverständlichkeit verloren zu haben scheinen. Doch auch hier herrschen die altvertrauten Verhaltensmuster, die allzu bekannten Leidenschaften, Ängste und Hoffnungen. Und auch wer freiwillig oder unfreiwillig hier lebt, bleibt groteskerweise nicht verschont von eitler Selbstbespiegelung, heftigem Liebeswehen, von Eifersüchteleien und Neidattacken. (Inhalt Theater in der Josefstadt)
Die Presse (Norbert Mayer): „Todestanz“ mit Krampf und dem Hang zum Kitsch – Die Mesalliance von Friederike Roths „Lebenstanz“ mit August Strindbergs Ehedrama, zu sehen im Theater in der Josefstadt, ist misslungen. … Was Strindberg verknappt, blähen Roth und Krämer zu einer Gruppentherapie auf, in der ein Chor der „Leidensfreien“ im Outfit von Lady Gaga auch noch falsche Hoffnungen weckt. … Zum Glück spielt Cervik die weibliche Doppelrolle als Edgars Gattin Alice bei Strindberg und als „Die Frau“ bei Roth. … Cervik ist eine Wucht … Neben Abendroth als sterbendem Irren bzw. als „Der Alte“ spielt Joachim Nimtz den sogar in Sexszenen harmlosen Besucher Kurt bzw. „Das Mumienwesen“, als wäre er aus einem Boulevardstück ausgeborgt.
Der Standard (Margarete Affenzeller): Die Wüste lebt nicht – Roth hat Strindbergs Text mit ihrem eigenen unterminiert. Keine Gegenüberstellung oder klassische Fortschreibung war beabsichtigt, sondern ein Ineinandergreifen zweier Handschriften. … Ein Ding schierer Unmöglichkeit, und davon gab die Uraufführung am Donnerstagabend auch ein bitteres Zeugnis ab. … Der Abend machte sich von dem über die bloße Hinfälligkeit des Lebens hinausweisenden Text Roths keine Vorstellung. Er wurde deshalb immer schmäler.
Wiener Zeitung (Hilde Haider-Pregler): Auf der Probebühne des Lebenstheaters – Günter Krämer zeigt Strindbergs Ehehölle als ritualisiertes Komödienspiel eines leicht verspießerten, in Hassliebe aneinander geketteten Paares kurz vor der Silberhochzeit, beim abendlichen Kartenspiel. … Friederike Roth führt die Geschichte als „Lebenstanz“ weiter. In einer irritierenden Sprache, die poetisch-melancholische Passagen mit Banalitäten verschränkt. … Alles in allem: Ein schauspielerisch exzellenter, aber recht zwiespältiger Abend, der allemal zum Nachdenken anregt. Ist doch gerade an scheinbaren Plattitüden viel Wahres dran.
Kleine Zeitung (n/a): Ein missglückter „Lebenstanz“ hatte am Donnerstag am Theater in der Josefstadt in Wien Premiere. … Regisseur Günter Krämer scheint bei der Uraufführung der der Teufel geritten zu haben. So setzt er auf eine symbolistisch überfrachtete Ägyptomania (Bühnenbild: Herbert Schäfer) mit Fernand Knopffscher Sphinx, Gott Anubis und Mumie. Dann steckt er Sandra Cervik in eine Lady Gaga-Kostümierung. Schade.
OÖNachrichten (Reinhold Reiterer): Nur der Schlussgong rettet vor dem szenischen K.o. … eine Friederike-Roth-Uraufführung in der Josefstadt, die wegen der inszenatorischen Geschmäcklerei nicht wirklich beglückt. … Roths austarierte Dramaturgie muss vom szenischen Illustrationshammer einen ordentlichen Kinnhaken einstecken.
Die Welt (Paul Jandl): Im Negligé der Niedertracht – Friederike Roth verwurstet August Strindbergs „Totentanz“ am Wiener Theater in der Josefstadt … Regisseur Günter Krämer will Komödie statt Tragödie, Typen statt Tiefsinn … Michael Abendroth als Edgar ist ein präsenil zitternder, abgehalfterter Militär, dem die Hemdzipfel aus der Reiterhose hängen, Sandra Cervik als Alice eine Morgenmantel-Megäre, aus der in angezogenem und anziehenderem Zustand einmal etwas hätte werden können. Diva!
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„Ich mag Ihre Stücke wahnsinnig“; huldigt Herbert Föttinger kurz vor den Proben Friederike Roth, weiß OE1 zu berichten. Und Friederike Roth sagt über Regisseur Günter Krämer: „Für mich kapiert er es am besten. Frühere Erfahrungen zeigen mir, dass er das intensivste Gefühl für meine Sprache hat.“
Der Standard bringt ein ausführliches Interview mit Friederike Roth: „Ich habe ja keinen Gegenstand, über den ich schreibe. Im Schreiben entwickelt sich der Gegenstand des Schreibens durch das Schreiben. Gleichzeitig sollte es eben nicht „konkrete Poesie“ werden, reines Lautspiel. Ich wollte etwas mitteilen, was man gar nicht mitteilen kann, sondern das sich erst beim Schreiben einstellt.“